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Öffentlichkeitsarbeit, Presseartikel

Dem Seepferdchen steht das Wasser bis zum Hals

Veröffentlicht: 20.05.2017
Autor: A.Buchfink

Immer weniger Kinder in Deutschland können schwimmen. Dabei sind Schwimmkurse heiß begehrt und oft Monate im Voraus ausgebucht. Es mangelt selten am Interesse der Eltern oder der Motivation der Kinder, sondern an fehlenden Wasserzeiten in Hallenbädern und Co. Auch der Schwimmunterricht an Schulen kommt zu kurz.

Als Kind war es für mich und meine Altersgenossen selbstverständlich, schwimmen zu lernen. Aufgewachsen in Wittlingen waren das Höhenfreibad, das Wellenbad „Aquadrom“ und das Hallenbad in Dettingen/ Erms übliche Freizeiträume für mich, meine Familie und meine Freunde. Gerade im „Aquadrom“ in den Wellen toben durften wir erst, als wir das Seepferchen besaßen. Ein absoluter Anreiz!

Heutzutage gibt es weniger Bäder und daher auch weniger Schwimmkurse - mit fatalen Folgen: Eine Studie vom vergangenen Jahr besagt, dass nur noch jeder zweite Zehnjährige richtig schwimmen kann. Die Defizite von Grundschülern können laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in der Regel auch nicht im Schwimmunterricht in der Schule ausgeglichen werden. „Oft sind unsere Kinder nicht länger als 25 Minuten pro Woche im Wasser. Das ist viel zu kurz – vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Lehrer um durchschnittlich 25 Kinder kümmern müssen“, so Jürgen Buchfink, Stellvertretender Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe Bad Urach.

Schon seit Jahren wird vor den oft tödlichen Folgen mangelnder Schwimmkenntnisse gewarnt. Allein 2016 sind über 450 Menschen in deutschen Seen und Flüssen ertrunken, unter ihnen auch 30 Kinder und Jugendliche. „Die beste Prävention ist, Schwimmkurse anzubieten. Auch für Erwachsene! Nicht zu denken, wenn diese ihren Kindern schwimmen beibringen!“, so Frank Mögle, Ausbilder der DLRG OG Bad Urach.


Schwimmkurse wegen Überfüllung nicht verfügbar

Was also tun? Schwimmkurse boomen seit Jahren und können im Notfall Leben retten. So lernen Kinder für das erste Schwimmdiplom, das Seepferdchen, Baderegeln wie etwa nicht überhitzt oder mit vollem Bauch ins Wasser zu springen. Aber wo Schwimmbäder schließen – und dass ist in immer mehr Gemeinden der Fall – wird es immer mühsamer, das Schwimmabzeichen zu ergattern. „Selbst unsere Schwimmkurse sind meist innerhalb kürzester Zeit ausgebucht.“, so Kerstin Mohr, Koordinatorin der Schwimmkurse der DLRG OG Bad Urach. Wie muss es dann erst Schwimmkursangeboten in Ballungsräumen wie Esslingen oder Stuttgart gehen?

Es mangelt überall an Wasserflächen. „DLRG-Ausbilder haben wir in Deutschland genügend – aber wo sollen sie unterrichten?“, gibt Buchfink zu bedenken. Während die DLRG 1975 noch 878.000 Seepferchen- und Jugendschwimmabzeichen vergab, waren es 2015 nur noch 139.000. Die Städte schließen die Hallen- und Freibäder, weil ihnen Unterhalt und Renovierung zu teuer geworden sind.
 

Schwimmen statt Plantschen

In den vergangenen sieben Jahren sind in Deutschland 371 Bäder geschlossen, weitere 670 Bäder sind akut von der Schließung bedroht, so die DLRG. Doch die meisten Gemeindekassen sind leer und die wachsenden Schuldenberge drücken. Die Kommunen flüchten unter Rettungsschirme und haben mit der Schuldenbremse zu kämpfen. In dieser Situation ist die Versuchung groß, kostenintensive Bäder zu schließen, die in 14 von 16 Bundesländern als „freiwillige Leistungen“ besonders einfach zu streichen sind. Experten schätzen das Sanierungsvolumen auf 14 Milliarden Euro. Länder und Gemeinden scheuen eine genaue statistische Ermittlung des Bedarfs. Dabei ist der Erhalt und Neubau von immenser Bedeutung: Schwimmen ist in Deutschland zusammen mit dem Radsport die beliebteste Sportart. Sie kann von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter ausgeübt werden.

Zunehmende Bedeutung kommt dem therapeutischen Schwimmen zu: Man denke nur an die „Volkskrankheit“ Rückenschmerzen. Manche Schwerbehinderte können sich ausschließlich im Wasser bewegen. Es liegt auf der Hand, dass das Fehlen von Schwimmbädern erhebliche gesundheitliche und sozialpolitische Folgen hat. Bäder sind auch Kommunikationszentren, die über die Bedeutung von Sportanlagen hinausgehen. Es gibt inzwischen viele Städte, da sucht man richtige Schwimmbahnen vergeblich – dafür hat man tolle Wasserrutschen.

Auch ich musste damals feststellen, dass so ein Seepferchen ohne Anstrengung nicht zu bekommen war. Inzwischen schwimme ich allerdings sicher und zeige anderen Kindern gerne, wie es richtig geht. Von daher, liebe Städte und Gemeinden: Reicht den Menschen bitte mehr Wasser!

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